S3 E17 - Lebensende, Sterben, Tod und Trauer
Shownotes
Folgt mir gerne auch auf Instagram AnyQuestionsPodcast
Hier verlinke ich euch auch die Episode, in der ich mich ausgiebig mit einer Bestatterin über unsere Verantwortung beim Sterben und den Tod hinaus gesprochen habe. Alles hat ein Ende - Unsere Eigenverantwortung nach dem Tod
Transkript anzeigen
00:00:00: Willkommen zu Any Questions, dem Podcast über ganz normalen Familienwahnsinn.
00:00:04: Mama, wo bist du?
00:00:06: Hi ihr Lieben.
00:00:07: Oh, machen wir endlich wieder Podcast.
00:00:08: Mama, darf ich mitmachen?
00:00:10: Leute, ich hab euch ultra lieb, aber das ist mein Mietteil.
00:00:18: Als getrennt erziehende Mama von vier Töchtern erlebe ich so ziemlich jede Lebenslage.
00:00:22: Von Teenie-Drama bis Babyglück.
00:00:24: Und genau darüber reden wir hier.
00:00:26: Los geht's.
00:00:28: Hi ihr Lieben, schön, dass ihr wieder eingeschaltet habt und mit dabei seid zu einer Folge von Any Questions.
00:00:35: Und diesmal kann ich auch sagen, dass ich sehr happy darüber bin, selbst mit am Start zu sein, denn ich habe einfach mein Mikrofon verloren.
00:00:42: Ich habe das aus Versehen in den Stapel frisch gewaschender Wäsche mit eingearbeitet, die sich da so aufgetürmt hatte übers Wochenende und nicht mitbekommen, dass es da drin liegt.
00:00:52: Dann hatte ich jetzt gerade eben das Kabel nochmal so durchblitzen sehen und einfach so lange dran gezogen, bis ich das gute Stück dann wieder in der Hand gehalten habe.
00:01:01: Und jetzt kann ich also sagen, finally, happily, here we go, los geht's.
00:01:06: Ich muss auch sagen, gleich mal vorweg, dieser Wäscheberg ist für mich so eine absolute Errungenschaft.
00:01:13: Da weiß ich nicht, wie es euch dabei geht, aber in der Vergangenheit wäre mir alles passiert.
00:01:19: Aber so ein Wäscheberg wäre bei mir absolut nicht liegen geblieben.
00:01:23: Diesmal habe ich es so gemacht, dass ich mir dachte, ich will einfach mal Meet-Time, nichts tun, Selfcare betreiben.
00:01:33: Und die Wäsche ist morgen auch immer noch Wäsche.
00:01:36: In der Vergangenheit wäre es einfach nicht passiert, weil ich da tatsächlich wenig Lust drauf hatte, mal nichts zu tun und mich mit mir selbst auseinanderzusetzen.
00:01:47: Denn da habe ich auch einfach ganz stark gemerkt, dass es ... einen riesen Schmerz verursacht hat in mir drin, weil da einfach so viele unverarbeitete Gefühle gewesen sind.
00:01:59: Da würde es mich auch tatsächlich interessieren, wie geht es euch denn?
00:02:02: Habt ihr Schmerz damit, alleine zu sein, euch mit euch selbst auseinanderzusetzen, diese Trauer auszuhalten?
00:02:12: Und da muss ich auch sagen, spielt es aus meiner Perspektive wirklich keine Rolle.
00:02:17: ob ihr Eltern seid oder nicht, ob ihr da in der Beziehung lebt oder ob ihr alleinerziehend seid.
00:02:24: Das ist einfach an der einen oder anderen Stelle unfassbar schwer, alleine zu sein.
00:02:29: Das kann ich total nachvollziehen.
00:02:31: Das ist mir, wie gesagt, selbst auch so gegangen.
00:02:35: Ich muss aber sagen, als ich es dann endlich geschafft habe, mich mal hinzusetzen und nichts zu machen, als dieser Knoten geplatzt war, und ja, das ist nicht ganz freiwillig passiert, war ich sehr glücklich, dass ich es geschafft habe, an diesem Punkt zu kommen, an dem ich jetzt bin und sagen kann, es lohnt sich, diesen Schmerz auszuhalten und dadurch zu gehen und sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.
00:03:02: Denn wenn wir es nicht machen, macht es kein anderer für uns.
00:03:05: Und tatsächlich das Thema Schmerz und Trauer.
00:03:09: Und da gehe ich jetzt noch mal einen Schritt weiter.
00:03:12: Lebensende und Tod.
00:03:14: Da will ich heute ... sehr gerne mal mit euch drüber sprechen.
00:03:18: Denn alle diejenigen, die schon länger hier im Podcast zuhören, wissen, dass wir in den letzten Jahren einfach sehr, sehr dicht an diesem Thema dran gewesen sind, also sterben und Lebensende und tot.
00:03:36: Da will ich einfach meine Gedanken und Gefühle an der Stelle mit euch mal teilen und auch mal Dinge aussprechen, die tun mir... an der einen oder anderen Stelle auch echt ein Stück weit weh und sind mir voll unangenehm.
00:03:52: Aber vielleicht geht es der ein oder dem anderen von euch ja ähnlich und vielleicht hilft es euch ja.
00:03:57: Ich persönlich habe da auch gerade in dem Thema Trauer, nämlich die Erfahrung gemacht, reden hilft.
00:04:03: Und selbst wenn es nicht in dem Moment ist, langfristig ist es auf jeden Fall Gold.
00:04:10: Um da mal aufzugreifen, warum rede ich denn?
00:04:13: Jetzt ausgerechnet heute wieder mit euch über dieses Thema, weil ich gerade auch in der letzten Woche, da habe ich euch auch in der Episode erzählt, habe ich mich noch mal stärker mit dem Thema auseinandergesetzt, das uns überhaupt an diesen Punkt gebracht hat, an dem wir heute stehen und durch diese Trauer gegangen sind.
00:04:35: Denn in der vergangenen Woche, in der letzten Episode, war es so, dass ich einfach auch noch mal stärker mit dem Thema konfrontiert wurde.
00:04:45: Hey, was ist denn damals eigentlich passiert?
00:04:47: Und da hatte ich auch gesagt, dass ich schon auch an einem anderen Punkt stehe, dass ich das Gefühl habe, dass ich das auch mittlerweile etwas stärker verarbeitet habe.
00:04:58: Ich hatte da gesagt, dass ich glücklicher bin, wenn ich heute darüber spreche.
00:05:01: Und das war auch nicht das Wort, das ich gesucht hatte.
00:05:04: Es gibt tatsächlich einige Umschreibungen für ... die Situationen, in der wir uns jetzt befinden.
00:05:11: Es ist auch ein glücklicher als zu Beginn dieser Diagnose.
00:05:16: Aber in dem Zusammenhang würde ich tatsächlich eher die Umschreibung reflektierter und versöhnlicher verwenden.
00:05:25: Denn glücklicher mit der Diagnose sind wir natürlich nicht.
00:05:29: Allerdings sind wir angekommen in der Situation.
00:05:33: Wir haben unseren Frieden damit gemacht und sind auch dankbar.
00:05:37: Dankbar dafür, dass wir überhaupt dafür sorgen können und kämpfen können, diese potenzielle Lebensspende dann hoffentlich sehr bald an meine jüngste Mausie umzusetzen.
00:05:50: Aber lasst uns da mal direkt einsteigen und da würde ich sehr gerne mal eine These loswerden.
00:05:56: Ich finde dies relativ steil, aber klar und deutlich formuliert, ich lehne mich jetzt also einfach mal aus dem Fenster und sag, dass wir hier als Gesellschaft absolut keinen Umgang mit dem Thema Trauer, Schmerz, Sterben, Lebensende, Tod haben.
00:06:11: Denn ich finde, dass wir als Gesellschaft einfach viel zu viel zu den Themen Trauer, Schmerz, Sterben, Lebensende, Tod, Schweigen.
00:06:22: Und da fordere ich einfach auch von der Gesellschaft, von uns allen, dass wir da einen Teil dazu beitragen, dass sich das ändert.
00:06:30: Das ist ganz normal, das gehört eben einfach zum Leben dazu.
00:06:34: Nichts ist so sicher wie die Tatsache, dass wir alle eines Tages gehen werden.
00:06:40: Und eben weil das so sicher ist, sollten und müssen wir darüber sprechen, denn Es ist nicht einfach so, wie im Märchen, dass wir dann happily ever after leben, bis an unser Lebensende.
00:06:52: Und das Lebensende dann einfach für alle von uns so aussieht, dass es eben dieser wirklich alte, langsame, gebrechliche Lebensabend ist, wie uns dann am Ende des Tages dann ins Bett legen, einschlafen und am nächsten Tag ganz friedlich nicht mehr aufwachen.
00:07:07: Das ist halt eben genauso unrealistisch, dass das alle von uns betrifft, wie die Tatsache, dass Wir alle von einem Prinzen auf dem weißen Pferd gerettet werden, in den Sonnenuntergang reiten und dann halt komplett konfliktfrei glücklich und zufrieden eben bis an dieses Lebensende miteinander leben.
00:07:26: Das ist einfach ein Märchen und da gehört es auch hin in die Ecke Märchenwelt.
00:07:31: Warum ist mir das aufgefallen?
00:07:33: Weil ich in solchen Situationen merke und da kann ich mich auch trotz all meiner Erfahrung jetzt zu diesem Thema nicht rausnehmen.
00:07:41: Wenn ich mitbekomme, dass jemand einen Menschen betrauert in meinem Umfeld, denn wenn die Menschen selbst sterben, bekommt die ja nicht mehr mit, was hier so auf der Welt abgeht, da müssen wir uns natürlich mit den Menschen in Verbindung bringen, die trauern.
00:07:58: Und da wollen wir da sein.
00:07:59: Aber die richtigen Worte zu finden, das fällt oft super schwer.
00:08:04: Wenn ich da wiederum aus der Erfahrung als Trauernde Und ja, ich sage, dass wir als Familie, ich als Mutter, sehr, sehr, sehr viel getrauert haben in eben dieser akuten Situation, der sich meine Tochter befunden hat, auch wenn wir sie glücklicherweise nicht gehen lassen mussten.
00:08:26: Denn Trauer fängt nicht erst dann an, wenn Menschen gestorben sind, sondern auch schon weit im Voraus, wenn eben in Gefahr steht, dass das passieren könnte.
00:08:38: Und Trauern, das passiert nicht nur eben in solchen Situationen, denen Menschen in lebensbetrollische Situationen kommen, sondern wir trauern auch um Situationen, die wir eigentlich gern gehabt haben.
00:08:53: Also wir trauern ja beispielsweise auch, wenn Beziehungen enden, weil man sich trennt.
00:08:58: Oder wenn Menschen gehen, weil sie wegziehen und nicht weil sie sterben.
00:09:04: Also, da geht es nicht nur um das Unwiederbringliche.
00:09:08: Wir können den Menschen nie wieder anrufen, ihm nie wieder in die Augen sehen.
00:09:12: Denn das Potenzial, wenn jemand wegzieht, ist ja natürlich in der Theorie zumindest trotzdem gegeben, dass man sich noch mal sehen könnte.
00:09:20: Jedenfalls will ich da einige Takeaways mit euch teilen, die ich für mich als Learning einfach mitgenommen habe aus eben dieser starken Zeit der Trauer.
00:09:32: Gerade hatte ich ja gesagt, ja, wie gehen wir denn mit Menschen um, die sich in Trauer befinden?
00:09:37: Und da gibt es natürlich auch noch die Seite, die ich gerade erwähnt habe.
00:09:41: Wie ist es denn für uns, wenn wir uns in Trauer befinden?
00:09:45: Und wenn ich da eins gelernt habe, ist, dass es zwar nicht den perfekten Weg im Umgang gibt und auch nie die perfekten Worte, aber es gibt aus meiner Perspektive tatsächlich einen Umgang, der falsch ist.
00:10:02: Das A und O, wenn man sich in Trauer befindet, ist, dass man weiß, dass man nicht alleine durch diese Zeit durch muss.
00:10:09: Selbst wenn man in dieser Situation alleine sein will, was auch vollkommen legitim ist, denn jeder geht anders damit um, muss man einfach klar sein und in dem Wissen sein, ich bin trotzdem nicht alleine.
00:10:24: Und das ist nämlich etwas, das ein absolut hilfreicher Anker ist.
00:10:30: alleine durch diesen Gedanken habe ich für mich persönlich gemerkt, dass ich so viel Kraft hatte, auch wiederum stark zu sein für meine Kinder, für die ich dann die Verantwortung hatte natürlich.
00:10:42: Denn meine größte Angst in meiner Trauer, die ich da hatte, war einfach, was ist, wenn ich mich so sehr in meiner eigenen Trauer verliere, dass ich nicht für meine Kinder da sein kann, dass ich deren Bedürfnisse nicht mehr erkennen kann, weil ich einfach so unter Schock stehe, weil mir der Boden so sehr unter den Füßen alleine schon wegen des Potenzials, dass mein Kind gehen könnte, weggezogen wurde.
00:11:08: Und da war ich einfach so dankbar und ja, im Nachhinein kann ich da wirklich sagen, so glücklich darüber zu wissen, mit welchen wunderbaren Menschen ich befreundet bin.
00:11:19: Denn alle meine Mädels haben ganz unterschiedliche Arten gehabt.
00:11:26: mit mir darüber zu sprechen und für mich da zu sein.
00:11:31: Manche haben gar nicht gesprochen.
00:11:33: Manche haben mir eine Riesenkiste Donuts vorbeigebracht und gar nichts gesagt.
00:11:37: Manche haben mit mir geweint und gar nichts gesagt.
00:11:41: Manche haben mich angerufen und wir haben uns gegenseitig am Telefon angeschwiegen und geweint und gar nichts gesagt, aber sie waren da.
00:11:49: Und ich wusste, wenn ich was sagen wollte, loswerden wollte, hätte ich sie jederzeit anrufen können.
00:11:56: Und das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt, nicht allein zu sein.
00:12:03: Und wenn ich da in solche Situationen denke, wenn ich dann weiß, da ist jemand in meinem Umfeld jemanden, den ich sehr gern habe, der einen Menschen verloren hat, den er wiederum sehr, sehr gerne hatte und sie sich nahe standen, dann weiß ich oft selbst überhaupt nicht, was ich sagen soll.
00:12:24: Und da kann ich nun wiederum aus der Perspektive einer trauernden Person auch sagen, es spielt keine Rolle, überhaupt nicht.
00:12:32: Und wenn ich dann da auch an Situationen denke, die meine Kinder durchlebt haben, denn Grauer hat einfach so viele verschiedene Facetten, so viele unterschiedliche Phasen, so viele unterschiedliche Gesichter, kann man sagen.
00:12:50: Nicht nur, weil wir in wirklich schmerzverzerrte Gesichter blicken und merken, Die Person, die uns gegenübersteht, muss gerade unaushaltsames durchleben.
00:13:03: Und auch da spielt keine Rolle, ob die Person mitten aus dem Leben gerissen wurde und noch sehr jung war, möglicherweise, oder ob diese Person ein ganzes Leben leben durfte.
00:13:14: Es ist einfach unfassbarer Schmerz.
00:13:18: Und da bin ich der absolut festen Überzeugung, dass es sehr, sehr stark damit zusammenhängt, dass wir diese Gefühle voneinander fernhalten wollen und uns selbst diesen Emotionen nicht stellen wollen.
00:13:34: Und ich muss auch sagen, ich kann das total verstehen.
00:13:36: Ich hätte mich so in einer Situation und Emotion selbst auch niemals freiwillig gestellt, denn ich bin einfach viel sicherer im Umgang mit positiven Gefühlen.
00:13:47: Also wenn ich jemandem gratulieren kann zur Geburt.
00:13:51: ihres oder seines Kindes, zum Geburtstag, zum Jubiläum, zum Jahrestag.
00:13:55: Da gibt es so viele wundervolle Emotionen, in denen man sich mit anderen Leuten freuen kann und auch selbst merkt, wie da Glücksgefühle, Glückshormone ausgeschüttet werden.
00:14:07: Das fühlt sich viel, viel besser an, als jemandem aktiv zu begegnen, der gerade Trauer durchlebt.
00:14:15: Und ich selbst will auch überhaupt nicht trauern.
00:14:19: Und in dem Zusammenhang, ja, ich kann auch gut nachvollziehen, dass man sich dann auch mit dem Tod unfassbar ungern auseinandersetzt.
00:14:29: Aber, und das halte ich auch für ein unfassbar wichtiges Learning, ist, dass wir mit dem Tod auch umgehen und darüber reden müssen, denn wie ich gesagt habe, er gehört halt einfach zum Leben dazu.
00:14:45: Und wenn wir Respekt vor dem Leben haben, dann müssen wir den gesamten Kreislauf angucken.
00:14:54: Da gehört auch das Sterben dazu und das Lebensende der Tod.
00:14:59: Ich glaube, wenn wir uns da stärker miteinander setzen, geht es nicht darum, dass wir uns mit möglichen Szenarien auseinandersetzen, wie Menschen gegen könnten.
00:15:11: Nein, ich denke tatsächlich, dass es darum geht, dass wir ... sehen und auch wertschätzen, wie fragil das Leben einfach ist.
00:15:19: Denn es kann jederzeit passieren, dass sich das komplette Leben verändert und auf den Kopf stellt.
00:15:26: und nein, wir können nicht vorhersehen, wie das passieren könnte.
00:15:31: Denn selbst vorhersehbarste Situationen können vollkommen anders eintreffen.
00:15:37: Aber dennoch finde ich es unfassbar wichtig, auch dem Tod gewissen Raum zu geben.
00:15:43: Denn so sind wir in der Lage, bereit zu sein, Trauer zu durchleben.
00:15:49: Denn ich glaube, eine der schwierigsten Momente oder Situationen würde eintreffen, wenn wir Trauer verdrängen und so tun, als ob alles okay ist.
00:16:00: Denn das ist es einfach nicht und das darf es auch.
00:16:03: so schwierig diese Situation dann ist, einfach auch mal sein.
00:16:07: Das gehört leider auch dazu, dass nicht immer alles Tolles im Leben.
00:16:11: Und das ist mir auch sehr stark aufgefallen, dass wir als Gesellschaft einfach immer weniger bereit dazu sind, uns mit den negativen Seiten des Lebens auseinanderzusetzen.
00:16:22: Und das macht mich, ja, das macht mich schon auch echt traurig.
00:16:27: Denn das ist meine Ansicht nach, das hatte ich gerade ja gesagt.
00:16:31: nicht wirklich respektvoll.
00:16:33: Ein respektvoller Umgang mit dem Leben bedeutet auch, sich damit auseinanderzusetzen, dass es eben nicht selbstverständlich ist, dass wir alle alles haben, dass wir alle gesund sind.
00:16:43: Das ist einfach nicht das Normal.
00:16:48: Das ist schön, wenn es so ist, aber es gehört eben auch dazu, dass es andere Dinge gibt.
00:16:53: Und an der Stelle finde ich auch, dass man sehr, sehr dankbar sein darf und auch sein sollte.
00:17:02: für eben Gesundheit.
00:17:04: Denn wir persönlich haben seit wir in dieser Situation gewesen sind, das Thema Dankbarkeit und auch Prioritäten ganz ganz anders gesetzt.
00:17:16: Denn ich erinnere mich noch an die Zeit, als wir in dieser starken Trauer ankommen mussten und meine Kinder ihre Schwester wochenlang nicht sehen konnten.
00:17:27: Und das gab es einfach vorher noch nie.
00:17:30: Meine Kinder haben sich noch nie so lange nicht gesehen.
00:17:33: und da weiß ich noch, wie meine Kinder einfach wütend waren, traurig waren, die ganze Sache nicht begreifen konnten und mir gesagt haben, wir glauben dir nicht, dass unsere Schwester noch lebt.
00:17:45: Wir haben sie seit Wochen nicht gesehen, nicht gehört, kein Lebenszeichen.
00:17:51: Wir glauben, dass unsere Schwester schon längst tot ist und du uns das einfach nicht sagst.
00:17:56: Das kam aus meinen Kindern gerade heraus.
00:17:59: Und da war es auch völlig egal, wie alt die gewesen sind.
00:18:03: Ob das meine damals sechsjährige Tochter war, die neunjährige oder die siebzehnjährige Maus.
00:18:10: Das war völlig egal.
00:18:12: Die hatten alle die gleiche Angst.
00:18:15: Und da habe ich mit den Leuten gesprochen, die uns eben auf dieser Station ganz, ganz eng begleitet hatten, also mit den Pflegerinnen, Pflegerinnen, Ärztinnen und Ärzten.
00:18:26: Und die haben mir dazu geraten, zeigen sie ihren Kindern Bilder.
00:18:29: Bilder und Videos davon, wie ihr Kind jetzt aussieht.
00:18:34: Und an der Stelle muss ich sagen, das habe ich gemacht, habe mit meinen Kindern vorher darüber gesprochen, warum ihre Schwester jetzt so aussieht.
00:18:46: Und es ging ihnen wesentlich besser, nachdem sie sich die Bilder anschauen konnten.
00:18:54: Das klingt jetzt erst mal möglicherweise sehr falsch.
00:18:57: Aber wenn man sich dann davor stellt, Meine Kinder haben vorher natürlich auch von mir erzählt bekommen, was passiert ist.
00:19:05: Und die haben dann so abstrakte Dinge gehört, wie eure Schwester hat Nierenversagen und braucht jetzt Dialyse und wir müssen beten und hoffen, dass wir jetzt Wirkung erzielen, also dass die Dialyse richtig arbeitet, was sie noch nicht tut.
00:19:22: Damit es eurer Schwester bald wieder besser geht und sie wieder aufwachen darf.
00:19:26: Gerade darf sie nicht selbst atmen.
00:19:29: Da helfen ihr Maschinen.
00:19:32: Das konnten meine Kinder nicht greifen.
00:19:34: Und der Anblick ihrer Schwester, der war nicht schön, aber er war versöhnlich.
00:19:42: Ihre Schwester sah ganz anders aus.
00:19:45: Nicht das fröhliche, lachende Kind, das natürlich auch mal stenkern konnte.
00:19:49: Nein, da gab es keinerlei Emotionen in diesem Gesicht.
00:19:54: Und es war auch ganz aufgefallen.
00:19:57: weil eben viel zu viele Wassereinlagerungen in diesem Körper gekämpft haben, wieder rauszukommen.
00:20:05: Aber meine Kinder wussten, ihre Schwester ist am Leben und sie ist noch da.
00:20:09: Und was mich so dankbar macht in dieser Situation ist, dass wir es geschafft haben, zusammenzuhalten, einander zu stärken, uns gegenseitig zu sehen.
00:20:19: Und mich persönlich macht vor allem unfassbar dankbar in dieser Situation, dass es nicht das Letzte war.
00:20:27: was meine Kinder von ihrer Schwester gesehen haben.
00:20:30: Da gab es dann auch eines Tages die Zeit, an dem meine Kinder sich endlich wiedersehen durften.
00:20:35: Und ich werde diesen Moment nie vergessen.
00:20:38: Das ist so ein kleiner, wirklich unfassbar reiner Moment gewesen.
00:20:44: Da brauchst du keinen Chichi, keine teure Uhr, keine Markenklamotten.
00:20:51: Da war einfach nur wichtig, dass diese Menschen zusammengekommen sind.
00:20:57: einfach wieder seien durften zusammen und einander spüren durften, als sie sich endlich wieder nach so langen Wochen der Angst, der Trauer, des Schmerzes endlich wieder in die Arme schließen durften.
00:21:12: Ich werde nie vergessen, wie groß der Sprung gewesen ist, den mein Herz davor Freude gemacht hat.
00:21:19: Aber weil wir eben dem Thema Sterben so dicht gegenüberstanden, Und das auch tatsächlich noch jeden Tag tun hier jetzt in unserer Lebensrealität.
00:21:32: Denn die kleine Maus macht einfach täglich achtzehn Stunden Dialyse durch.
00:21:37: Das kostet ihren Körper unglaublich viel Kraft.
00:21:39: Und trotzdem ist sie so lebensfroh.
00:21:42: Aber es ist ein täglicher Kampf ums Überleben.
00:21:45: Und weil mir zu dem Zeitpunkt damals also schon klar gewesen ist, hey, wir machen das jetzt einfach eine ganze Weile durch und so richtig normal.
00:21:55: Wie vor diesen Nierenversagen wird es einfach nicht mehr, denn ja, wir brauchen eine neue Niere.
00:22:00: Ja, mein Kind wird für immer Medikamente einnehmen müssen.
00:22:05: Es wird wieder besser, aber es wird ein anderes Normal geben.
00:22:09: War es mir wichtig, mich mit dem Thema Tod dann vollständig auseinanderzusetzen?
00:22:15: Und da habe ich für mich beschlossen, einfach einen Weg zu gehen, mit dem ich dann auch innerlich eine gewisse Art von Frieden schließen konnte.
00:22:25: Und da bin ich auch ein Weg gegangen, den ich alleine gegangen bin, ohne jegliche Begleitung in dieser Situation.
00:22:34: Aber es war mir wichtig, diesen Weg zu gehen und diesen Schritt zu gehen.
00:22:38: Wenn er auch gleich nicht der unbedingt konventionellste Weg ist, denn normalerweise der erste Reflex und den Puls, den ich damals in mir drin hatte, war Flucht nach vorne.
00:22:49: Also weg und raus aus der Situation, dem Sterben.
00:22:54: so dicht und tief und lange gegenüberzustehen und nicht zu blinzeln.
00:23:00: Denn wer zuerst blinzelt, hat verloren.
00:23:03: Da will man ja eigentlich wieder hin zu allem, was Lebensfreude bedeutet.
00:23:09: Aber ich wollte auch verstehen, was das Sterben eigentlich bedeutet.
00:23:13: Denn von mir persönlich wurde das auch immer weggehalten, wenn es um Trauerfeiern, Beerdigungen und das Sterben auch von Verwandten ging.
00:23:24: Da wurde das immer ferngerhalten von mir.
00:23:27: Ich hab da zwar eine eigene Erfahrung zu gemacht, aber die war einfach auch so tief traumatisieren für mich, dass ich wirklich lange, lange Jahre gebraucht hab, das zu verarbeiten.
00:23:38: Weil ich aber auch alleine war in diesem Prozess.
00:23:41: Und ich wollte das nicht nur für mich, sondern vor allem auch für meine Kinder anders machen, besser machen.
00:23:48: Und deswegen war ich beispielsweise auch an der Stelle.
00:23:53: die auch Ansprechpartner ist, nicht nur, wenn es um das Lebensende geht, sondern auch sobald ich ein Kind habe, das von einer lebensbedrohlichen Krankheit betroffen und bedroht ist.
00:24:06: Deswegen habe ich eine Informationsveranstaltung, besucht mich auch lange vorher, unterhalten mit den Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern vor Ort, von einem Kinderhospiz.
00:24:19: Und ja, ich weiß, dass ich dort ... aufgehoben wäre, sein dürfte, wenn ich jemanden brauche zum reden.
00:24:31: Es fühlt sich für mich aktuell trotzdem nicht richtig an, weil ich mich nicht wohlfühle in der Situation.
00:24:40: Ich kann euch sagen, ich habe an dem Tag, als ich diese Einrichtung dort besucht habe, bestimmt eine halbe Stunde einfach nur im Auto gesessen.
00:24:51: und geweint, weil ich das nicht akzeptieren wollte, dass ich da theoretisch gesehen an der richtigen Stelle wäre.
00:24:58: Das ist nicht die einzige richtige Stelle, denn auch da, ich kann es immer nur wieder betonen, es gibt einfach mehr als ein richtig.
00:25:07: Aber diese Menschen dort, die wirklich sehr empathisch sind, die haben einfach sehr viel Erfahrung mit dem Thema.
00:25:16: Und auch die Eltern, die ich dort getroffen habe.
00:25:19: Wir haben da einfach auf einer Wellenlänge gesprochen.
00:25:23: So sehr ich das auch verdrängen möchte.
00:25:26: Es wäre tatsächlich mitunter ein Ort, an dem ich richtig aufgehoben wäre.
00:25:33: Ich hatte mich innerlich so sehr dagegen gewährt, denn ich habe einfach am Eingang dieses Hauses dann gelesen Kinderhospiz und habe mich einfach schon alleine innerlich so sehr dagegen gestorbt, dieses Gebäude zu betreten.
00:25:50: Ich war so dankbar, dass ich es aber trotzdem gemacht habe, denn wir Eltern haben dort drin einfach eine Sprache gesprochen.
00:25:58: Und da konnte ich auch einfach mal meine Themen lassen, dass ich keinen Appetit mehr hatte, dass ich nicht mehr schlafen konnte, dass ich einfach auch solche starken mentalen Probleme mit eben dieser Trauer entwickelt hatte, mit dieser Angst mein Kind hätte gehen können, dass ich ... Da auch wusste, okay, die Menschen können das nachvollziehen.
00:26:23: Die haben ähnliches oder vielleicht auch gleiches durchgemacht.
00:26:28: Und auch mal zu wissen, hey, du kannst das hier auch wirklich sorglos aussprechen.
00:26:34: Denn meine Familie schon gar nicht meine Kinder wollte und will ich damit belasten.
00:26:40: Und auch meine Freundinnen und Freunde will ich nicht permanent mit so einer Situation belasten.
00:26:49: Es ist einfach so schwer, überhaupt was dazu zu sagen.
00:26:53: Und ich weiß auch, dass mein Umfeld sich in gewisser Weise in Trauer befindet.
00:26:57: Die haben mein Kind auch gern, die haben es auch aufwachsen sehen.
00:27:01: Natürlich anders als ich, als Mama, aber dennoch.
00:27:06: Die haben auch eine Verbindung zu meinem Kind.
00:27:09: Die machen sich auch Sorgen und fühlen Schmerz, weil ich aber auch noch mehr auch ... von anderer Seite zu dem Thema wissen wollte.
00:27:19: Was passiert denn generell?
00:27:22: Wie fühlen sich Menschen, die andere Menschen verloren haben?
00:27:26: Und vor allem, was hilft uns Menschen?
00:27:31: Hab ich mit einer Freundin, die ich zuvor lange lange nicht gehört habe, ein intensives Gespräch gehabt.
00:27:39: dass ich euch unter anderem auch in einer der Podcast-Episoden aus der zweiten Staffel aufgezeichnet hatte.
00:27:45: Ich verlinke euch die einfach auch gerne mal.
00:27:48: Wenn euch das Thema interessiert, mit ihr hatte ich nämlich darüber gesprochen, wie es ist, wenn man verstirbt.
00:27:57: Ich habe, weil sie Bestatterin ist, da ganz, ganz intensiv und lange mit ihr darüber gesprochen.
00:28:03: Und damals war ich einfach noch nicht bereit, so deutlich.
00:28:07: darüber zu sprechen, wie nah uns das Thema steht.
00:28:10: Ich habe das angedeutet in der Episode, aber war einfach in meiner Trauerbewältigung noch nicht an den Punkt angelangt.
00:28:20: Letztlich sind das natürlich alles keine schönen Anlaufstellen, aber es ist auch einfach kein schönes Thema.
00:28:29: Um da den Kreis wieder zu schließen, es gehört einfach dazu, wenn wir unser Leben lieben und Respekt vor unserem Leben haben, gehört es einfach dazu, sich auch mit den negativen Seiten auseinanderzusetzen.
00:28:45: Denn wie es so schön heißt, da wo Licht ist, ist auch Schatten.
00:28:50: Da wo Schatten ist, ist auch Licht.
00:28:52: Und da gehört eben einfach auch das Lebensende unter Tod mit dazu.
00:28:58: Und seit wir hier als Familie auch ganz, ganz offen mit dem Thema umgehen, habe ich das Gefühl, dass wir auch mit anderen Schwierigkeiten und negativen Situationen, dass wir die für uns nicht mehr so hoch bewerten, sondern dass wir da sehr viel Lösungsorientierter rangehen.
00:29:19: Das muss jetzt nicht unbedingt etwas miteinander zu tun haben.
00:29:23: Ich persönlich bin sehr glücklich über diese Entwicklung sagen zu können, es gibt für alles einfach eine Lösung.
00:29:29: Wir müssen nur genau genug hinschauen, dürfen nicht wegschauen.
00:29:35: Und an der Stelle kann ich auch einfach nur noch mal als Fazit zusammenfassen, reden hilft und selbst wenn wir uns noch nicht bereit fühlen, sollten wir uns gegenseitig immer wieder spüren lassen, dass wir nicht alleine sind.
00:29:47: Ja, das war heute wieder eine sehr intensive Folge.
00:29:54: Schön, dass ihr dran geblieben seid.
00:29:56: Ich werde jetzt erstmal hier mein Wäscheberg beseitigen und ein bisschen was snacken gehen.
00:30:01: Was genau sein wird, weiß ich heute tatsächlich nicht.
00:30:04: Überhaupt keine Ahnung, ich lasse es jetzt mal auf mich zukommen.
00:30:07: Euch wünsche ich eine wundervolle Woche.
00:30:10: Wenn euch die Podcast-Folge gefallen hat, freue ich mich total über ein Abo und auch sehr gerne eine Bewertung.
00:30:17: Schaltet nächste Woche gerne wieder mit ein.
00:30:19: Ich freue mich auf euch.
00:30:21: Und da lassen wir einfach auch mal Revue passieren, was zwanzig Jahre Mutterschaft so mit einem machen.
00:30:27: Denn mein ältestes Kind ... Wird einfach zwanzig.
00:30:31: Das ist unglaublich.
00:30:33: Aber mehr dazu nächste Woche.
00:30:34: Ich freue mich auf euch.
00:30:35: Bis dann ihr Lieben macht's gut.
00:30:36: Ciao.
Neuer Kommentar