S3E10 Kraftakt Wechselmodell – Getrennt erziehen, gemeinsam Verantwortung tragen

Shownotes

Wenn ihr auf dem Weg in euer eigenes Familienmodell nach einer Trennung Unterstützung benötigt, helfen Familienberatungsstellen von beispielsweise kirchlichen Trägern, oftmals auch kostenfrei, sehr gerne weiter.

Wenn ihr gern die Hintergründe zur chronischen Erkrankung meiner jüngsten Tochter kennen lernen wollt, hört gerne in diese Folge rein: Plötzlich schwer krank

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00:00:00: Willkommen zu Any Questions, dem Podcast über ganz normalen Familienwahnsinn.

00:00:04: Mama, wo bist du?

00:00:06: Hi ihr Lieben.

00:00:07: Oh, machen wir endlich wieder Podcast.

00:00:08: Mama, darf ich mitmachen?

00:00:10: Leute, ich hab euch ultra lieb, aber das ist mein Mietteil.

00:00:18: Als getrennt erziehende Mama von vier Töchtern erlebe ich so ziemlich jede Lebenslage.

00:00:22: Von Teenie-Drama bis Babyglück.

00:00:24: Und genau darüber reden wir hier.

00:00:26: Los geht's.

00:00:27: Hi ihr Lieben, schön, dass ihr wieder eingeschaltet habt und dabei seid.

00:00:31: Erinnert ihr euch noch, wie unsere letzte Woche begonnen hat und die so dann auch abgelaufen ist?

00:00:37: Ja, ganz genau so hat sie natürlich auch ihr Ende genommen.

00:00:40: Wie sollte es auch anders sein?

00:00:42: Und wenn ich ganz ehrlich bin, liebe ich unser kleines Chaos auch total, denn nicht nur, dass man dann mal wieder was zu erzählen hat, nein, ich finde zusätzlich macht das Leben auch so viel lebenswerter, wenn es einfach so nicht erwartbar abläuft.

00:00:58: Ja, zwei unserer absoluten Highlights in der letzten Woche waren dann noch eine halb unter Wasser gesetzte Küche, weil mein Nässtäkchen versucht hat, nach einer Mineralwasserflasche zu greifen, aber dabei die offene Besteckschublade ignoriert hatte.

00:01:14: Ja, und als ich das so aus dem Of beobachtet hatte, war es natürlich auch schon leider zu spät, sodass der Inhalt dieser Flasche dann... in der Besteckschublade wiederzufinden war.

00:01:25: Ich habe die dann auch einfach mal zugeschoben und die nächsten dreißig Sekunden ignoriert.

00:01:30: Wir konnten dann auch herzlich drüber lachen.

00:01:32: Das war schon echt ein Highlight.

00:01:34: Außerdem haben wir uns aussersehen ausgesperrt.

00:01:37: Und auch da habe ich ein bisschen was draus gelernt.

00:01:40: Ich werde auf jeden Fall für die Zukunft einen Schlüssel im Umfeld deponieren, damit wir im Zweifel auch wieder reinkommen würden.

00:01:48: Denn wir haben beim Verlassen unserer Wohnung die Tür zugezogen, ohne einen Schlüssel in der Hand zu haben.

00:01:55: Und das halt vor lauter Diskussionen mit meinem kleinen angehenden Puppatier.

00:02:01: Denn da war ich so drauf konzentriert, die Argumente auszutauschen, dass ich da halt einfach nicht drauf geachtet habe, was ich da jetzt alles in der Hand habe oder nicht.

00:02:10: Glücklicherweise hatten wir aber schon alle alles an, was sie anhaben mussten.

00:02:14: Also keiner stand da in Unterwäsche vor der Tür und konnte nicht mehr rein.

00:02:18: Und nachdem ich leider, leider mit einigen Versuchen die Tür selbst wieder zu öffnen gescheitert bin, musste ich dann Zähne knirschen den Schlüsseldienst anrufen.

00:02:29: Ich muss aber sagen, dass der Mann mich so glücklich gemacht hat.

00:02:32: Und das ist schon lange kein Kerl mehr gelungen, wenn ihr versteht, was ich meine.

00:02:37: Der hat nämlich selber die Tür nicht auf Anhieb geöffnet bekommen.

00:02:41: Er hat selbst so ungefähr eine Viertelstunde gebraucht.

00:02:43: Und ich muss auch sagen, ich hab dann gedacht, jetzt wird man wieder Geld im dreistelligen Bereich los.

00:02:50: Aber auch da war ich schon fast positiv überrascht.

00:02:53: Ich mein, es war immer noch ein bisschen eine unnötige Aktion.

00:02:57: Aber es war nur im zweistelligen Bereich.

00:02:59: Und das war ... wirklich sehr unterhaltsam.

00:03:03: Also habe ich dem Mann natürlich auch mal direkt eine Femstärne Bewertung gegeben.

00:03:08: Und wie gesagt, es hat mich schon lange kein Mann mehr in fünfzehn Minuten so happy gemacht, was mich auch schon zu unserem Thema bringt, über das ich ja eigentlich mit euch heute sprechen wollte.

00:03:21: Ich will da aber noch mal die Rolle rückwärts machen, das Thema Skippen und dann endlich nächste Woche mit euch über Dating und Single-Marm sein sprechen, denn ich habe echt das Gefühl, da draußen sind nur noch Verrückte unterwegs.

00:03:34: Diesmal will ich aus aktuellem Anlass... Einmal ganz intensiv über das Wechselmodell mit euch reden, denn da habe ich in den letzten Tagen doch schon so einen intensiven Austausch dazu gehabt, sei es über Insta, über E-Mails, die ich von euch bekomme oder auch im direkten Austauschen mit Leuten aus meinem Umfeld.

00:03:52: Das ich gemerkt habe, das Thema ist doch schon echt... ultra spannend, denn da gibt es total unterschiedliche Wahrnehmungen zu unserem Familienmodell.

00:04:00: Denn von, boah, das kann ich mir gar nicht vorstellen, das geht doch gar nicht, das ist nicht machbar, wie funktioniert das überhaupt zu, ja, ist doch easy, du hast doch jede zweite Woche Urlaub.

00:04:12: Und um damit euch einfach auch mal einen Realitätscheck durchzuführen und ja, einfach auch mal die Vor- und Nachteile, die ist... mit sich bringt, ein Wechselmodell zu leben, zumindest aus meiner eigenen Erfahrung und Perspektive heraus, will ich euch heute einfach auch ein bisschen intensiver über dieses Lebensmodell berichten.

00:04:36: Zu den Grundlagen vorweg vielleicht erstmal, was ist denn überhaupt das Wechselmodell und was steht dem gegenüber?

00:04:44: Am weitesten verbreitet zwischen Eltern, die getrennt sind, ist das paritätische Modell.

00:04:50: Das kennt man so als Wochenend Besuchsmodell.

00:04:55: In dem Fall lebt ein Kind oder Kinder fest bei einem Elternteil und besucht den anderen Elternteil.

00:05:04: Ja, in der Regel alle vierzehn Tage am Wochenende.

00:05:08: Und bei uns ist das so.

00:05:10: In dem Wechselmodell wird von Montag bis Sonntag.

00:05:14: Im Wochenrhythmus werden die Kinder von einem von uns Elternteilen betreut.

00:05:21: Und jeden Sonntag findet dann der Wechsel und das wieder neu ankommen statt.

00:05:27: In unserem Fall ist es auch so, dass wir Elternteile, jeder in einem eigenen Haushalt lebt.

00:05:34: Das heißt, die Kinder haben dort ihren eigenen Rückzugsort, ein eigenes Kinderzimmer.

00:05:40: Wir sind ganz dicht an den Lebensbereichen unserer Kinder dran jeweils.

00:05:46: Das bedeutet, dass die Schule, die Sportvereine, die Arzttermine... alle ganz entspannt angesteuert werden können und die Kinder da ihren festen Dreh- und Angelpunkt haben.

00:05:58: Und weil wir auch zwei Kinder haben, sehen die sich auch gegenseitig als sehr starken Rückhalt, wo ich auch schon an der Stelle persönlich werden will und sagen kann, dass ich denke, dass das Wechselmodell in unserem Fall mitunter so gut funktioniert, weil die Kinder das eben gemeinsam machen.

00:06:21: Ja, was da auch noch ganz ganz wichtig ist und das geht auch raus an alle alleinerziehenden Elternteile.

00:06:29: Ich persönlich denke auch, dass das Wechselmodell nicht in jeder Familie möglich ist.

00:06:34: Denn grundlegend müssen das beide Elternteile wollen, die müssen zumindest eine gewisse Offenheit dafür haben, dass das Wechselmodell eine Option sein kann.

00:06:46: Und dem vorangestellt ist sogar noch viel viel wichtiger.

00:06:51: darüber nachzudenken und ganz intensiv drauf zu schauen, ob das Modell überhaupt für die Kinder passt.

00:06:58: Denn man darf auch nicht vergessen, nur weil man selbst dieses Modell total fair findet, heißt das noch lange nicht, dass das den Kindern auch gut tut.

00:07:08: Denn es ist ein ganz schönes Hin und Her.

00:07:10: Das ist ziemlich viel mentale Herausforderung und Arbeit, die die Kinder da leisten.

00:07:16: Ich meine, ich hatte gerade eben gesagt, dass die Kinder jeden Sonntag einen Abschied haben und einen wieder neu Einkommen haben.

00:07:26: Unsere Kinder sind da mittlerweile zwar sehr routiniert, aber es ist doch noch sehr, sehr anstrengend, denn drum herum passieren dann auch noch so ganz alltägliche, selbstverständliche, altersgerechte Entwicklungen.

00:07:41: Und was wir auch nicht vergessen dürfen, auch jetzt, was unseren speziellen Fall betrifft, aber da hat halt auch jede Familie ihre ganz eigene und ganz spezielle Situation.

00:07:52: Wir haben auch noch ein chronisch sehr, sehr krankes Kind, was dann natürlich auch für alle Beteiligten wiederum eine Herausforderung bedeutet.

00:08:02: Und wenn ich da von den ganz individuellen und normalen Entwicklungen spreche, meine ich damit alle solche großen Herausforderungen, die unsere Kinder und uns Eltern natürlich auch betreffen, die Wackelzahnpupathe, eine Trotzphase, die Pupathe an sich, dann auch die Dinge, die in unseren Systemen an und für sich passieren, sei es in der Schule oder im Tourenverein.

00:08:26: Und das ist eine riesige Herausforderung für die Kinder.

00:08:29: Wie ich in der letzten Folge auch schon ganz, ganz intensiv erzählt habe, ist es dann auch nicht nur so, dass der Kopf manchmal raucht, sondern der platzt.

00:08:38: Und die Kinder warten nicht, bis es da für uns Erwachsene passt oder gerade in einem richtigen Weib passiert, sondern das ist dann auch einfach.

00:08:49: So.

00:08:50: Und auch das ist wiederum eine riesengroße Herausforderung.

00:08:54: Wenn du dein Kind eine Woche lang nicht gesehen hast, dann kommt es nach Hause.

00:08:59: Du weißt überhaupt nicht, was abgeht, weil du noch nicht richtig mit dem anderen Elternteil sprechen konntest, bei dem vielleicht vor fünf Minuten auch noch alles okay gewesen ist.

00:09:09: Ja, und dann kriegst du die komplette Trönung Laune ab.

00:09:14: Und das ist jetzt auch an der Stelle überhaupt nicht negativ gemeint.

00:09:18: Das muss ja auch raus.

00:09:19: Ich persönlich finde es richtig gut, wenn es rauskommt, weil man dann wieder Platz schaffen kann für alle anderen Emotionen und sich da so ein bisschen auch regulieren kann, wenn man es rauslässt.

00:09:32: Und es gibt ja auch das Gefühl von Sicherheit an beiden Seiten.

00:09:37: Mein Kind gibt die Sicherheit, hey, ich darf hier sein, wie ich bin und mir gibt es die Sicherheit, du fühlst dich wohl genug, um mir auch deine Wut anzuvertrauen.

00:09:48: Klar.

00:09:48: finde ich es auch schöner, wenn wir uns umarmen können und einfach auch darüber reden können, ganz entspannt, wie es beim Papa gewesen ist in den letzten sieben Tagen.

00:09:58: Aber auch das suchen wir uns ja alle in dem Moment nicht unbedingt aus.

00:10:03: Genau, gerade hatte ich es schon gesagt, also der intensive Austausch regelmäßig ist da auch ziemlich wichtig.

00:10:10: Und das nicht nur zu den Sonntagen, wenn es an den Wechsel geht, sondern auch zwischendrin.

00:10:14: Nicht nur weil wir gerne wissen wollen in der Zeit, in der wir unsere Kinder nicht sehen können.

00:10:21: Wie geht es denn den Kindern gerade so?

00:10:24: Weil man kurz bevor sie gegangen sind, da vielleicht irgendwas hatte, was uns als Eltern einfach noch beschäftigt und bewegt, sondern weil es da auch einfach Absprachen gibt, die wir treffen müssen, ob das jetzt Arzttermine sind, ob das Elternabende sind, wenn die stattfinden in der Zeit, in der ... Wir beide natürlich nicht können, weil einer von uns immer die Mäuse hat.

00:10:47: Geht dann der andere von uns hin.

00:10:50: Und da müssen wir auch schon vorher abstimmen, hey, hast du Themen?

00:10:55: Hast du dran gedacht, es ist Elternabend?

00:10:57: Gibt es da Fragen, die ich mitnehmen soll?

00:10:59: Und dann müssen wir uns da natürlich auch austauschen, rückmelden, was es da so für Punkte gegeben hat.

00:11:05: Was ist denn da Interessantes besprochen worden?

00:11:08: Ja, und auch was die Arzttermine betrifft.

00:11:10: Da tauschen wir uns schon sehr intensiv aus.

00:11:13: Da haben wir uns das ein oder andere Tool entwickelt, über das dann auch wichtige Dinge nochmal für die Zukunft festgehalten sind.

00:11:21: Und da haben wir uns schon auch organisiert, aber das war eine riesige Arbeit.

00:11:27: Das war überhaupt nicht ganz so einfach.

00:11:30: Und um da jetzt mal auf unsere persönliche Geschichte zurückzukommen, Spulen wir das Ganze einfach mal so ungefähr auf den November.

00:11:41: Das war nämlich so der Zeitpunkt, an dem wir als Paar entschieden haben, dass wir den Weg so nicht mehr gemeinsam weitergehen werden.

00:11:52: Aber ja, wir haben uns einige Zeit davor wiederum entschieden, gemeinsam Kinder zu bekommen.

00:12:00: Und das bedeutet dann natürlich auch, dass du für immer miteinander verbunden bist.

00:12:06: Und auch da habe ich von einigen Leuten schon gehört, ah, perfekt, meine Kinder sind jetzt Teenager, das heißt mal mindestens dreizehn Jahre alt.

00:12:18: Und das heißt, ich habe nicht mehr ganz so lange auszuhalten, kann schon quasi den Abreiskalender auspacken.

00:12:25: um dann rückwärts zu zählen, wann ich die Nummer vom anderen Elternteil endlich löschen kann.

00:12:32: Und das ist meiner Meinung nach so ein Trugschluss.

00:12:36: Da bin ich auch so drauf gespannt.

00:12:38: Schreib mir mal bitte, wie eure Meinung dazu ist.

00:12:41: Denkt ihr denn auch, dass man, sobald die Kinder volljährig sind, den anderen Elternteil komplett abschreiben kann?

00:12:49: Also ich gebe zu, dass ich auf dem Weg zum achtzenden Geburtstag schon ist eine oder andere zwischenzeitlich verändert.

00:12:57: Das heißt ja nicht, dass man alle zwei Tage vollen Kontakt hat und dann, sobald die achtzehn Kerzen auf der Torte ausgepustet wurden, alles dann komplett hinten runter fällt und die To-do-Liste ... von zehn Zentimeter auf drei Zentimeter runter schrumpft.

00:13:15: Das ist auch da an der Stelle.

00:13:16: Das entwickelt sich natürlich.

00:13:18: Man hat auch schon ganz lange vorher vielleicht einfach Phasen, wo es weniger oder auch mal mehr Abstimmungsbedarf gibt.

00:13:25: Und um da mal auf den Punkt zu kommen, meine persönliche Meinung zum Thema Intensivierung oder Reduzierung des Kontakts zum anderen Elternteil fängt da gerade erst an, denn unsere Kinder werden selbstständiger.

00:13:40: Die waren vielleicht auch vorher schon ein Stück weit selbstständiger.

00:13:43: Aber irgendwann werden sie dann ihren eigenen Haushalt haben.

00:13:47: Dann werden sie mal mindestens jedes Jahr Geburtstag haben.

00:13:52: Und das sind so Punkte, da wollen wir doch alle nicht, dass unsere Kinder da in irgendeiner Form negative Gefühle haben zu und überlegen müssen, oh, meine Eltern sind sich beide nicht so grün.

00:14:05: Boah, wen lade ich denn da jetzt ein?

00:14:08: Und so ein Gedanke wie ... Ja, jetzt kann ich die Nummer zum achzehnten Geburtstag meines Kindes löschen vom anderen Elternteil.

00:14:16: Ist ja schon so ein bisschen Wurzel und Grundlage dafür, dass man halt auch einen negativen Vibe kreiert.

00:14:25: Und auch all die Geburtstage, die man vorher für sein Kind mit seinem Kind feiert und all die Familienfeste, die Einschulung.

00:14:34: die anderen Meilensteine, die es da rund umgibt, der Milchzahn, der ausfällt.

00:14:38: Und da bin ich jetzt natürlich nicht in der korrekten Reihenfolge, aber ihr wisst schon, was ich meine.

00:14:43: Wenn man das schon irgendwie versucht, gemeinsam zu feiern und wenn das nur ein Anruf am nächsten Tag ist, nachdem die Zahnfeder gewesen ist, so was wie, hey Mama, hey Papa, mir ist jetzt gestern Abend dieser Zahn ausgefallen und heute Nacht war die Zahnfeder.

00:15:01: Und ich meine, wir alle wissen, wie man einen Videocall aufsetzt oder ganz kurz auf Anrufen drückt.

00:15:08: Das ist so eine Kleinigkeit, aber die Kinder werden sich das merken.

00:15:13: Die werden das mal mindestens mit einem positiven Gefühl belegen und mal mindestens nicht mit einem negativen Gefühl, dass beide Elternteile zu solchen Situationen in gewisser Form immer präsent waren und die sich dann auch einfach später an der Stelle keine Gedanken machen müssen.

00:15:30: wen lade ich denn jetzt zu meinem Geburtstag ein und wen danach, damit die beiden sich nicht begegnen.

00:15:36: Und wenn man da mal an noch größere Meilensteine denkt, falls die Kinder mal heiraten oder falls die mal eine Familie gründen, wen lade ich denn wann, dazu welcher Situation ein.

00:15:47: Das ist ein unglaublicher Stress, mentaler Druck.

00:15:51: Und die Kinder werden darauf keine Lust haben.

00:15:54: Und es stärkt auch die eigene Beziehungsfähigkeit, wenn man sieht, okay, meine eigenen Eltern, Die haben sich dann einfach irgendwann mal nicht mehr verstanden.

00:16:04: Aber als meine Eltern waren sie beide immer für mich da.

00:16:09: Und das ist auch so der Punkt, den wir persönlich vor Augen hatten.

00:16:13: Der Vater meiner beiden jüngsten Kinder und ich.

00:16:17: Denn wir hatten uns aus dem Kontext daraus schon lange, lange bevor wir überhaupt jemals über eine Trennung nachgedacht hatten, darüber ausgetauscht.

00:16:27: Denn ich persönlich Und da hat mein Ex-Partner auch eine Co-Erfahrung gemacht, habe meine älteste Tochter komplett alleine großgezogen.

00:16:39: Und das war mit wenig Anteilnahme von dem anderen Elternteil.

00:16:45: In der Zeit damals habe ich das für mich nicht in Frage gestellt.

00:16:49: Das war für mich vollkommen normal und Routine, das so zu leben, dass meine Tochter ihren Vater jedes zweite Wochenende sieht.

00:17:01: dass es da kein mehr oder weniger gibt.

00:17:05: Allerdings finde ich rückblickend, dass ich mir da schon auch mehr Mitwirkungen gewünscht hätte an der einen oder anderen Stelle.

00:17:14: Ich möchte die Erfahrungen nicht negativ machen.

00:17:16: Im Gegenteil, das hat mir auch gezeigt, wie wichtig mir persönlich das ist, eine gewisse Fairness an der Stelle zu schaffen.

00:17:26: Natürlich vor dem Hintergrund, dass es für unsere beiden Kinder auch sehr gut funktioniert und das auch wirklich ein Bedürfnis unserer gemeinsamen Kinder ist.

00:17:37: Jedenfalls haben wir uns damals schon ganz intensiv darüber ausgetauscht, wie wir uns das denn vorstellen würden, falls es mal zu so einer Trennung kommt.

00:17:46: Da waren wir uns schon von Anfang an sehr schnell einig, dass wir uns ein Wechselmodell wünschen würden.

00:17:54: Und mit diesem Wunsch sind wir dann also im November, neue Familien-Situationen angegangen und das klingt jetzt so einfach, war es tatsächlich aber überhaupt nicht.

00:18:08: Denn wir haben noch eine ganze Weile unter einem Dach gelebt.

00:18:12: Der Papa ist dann tatsächlich im April des darauffolgenden Jahres ausgezogen und das auch nicht von jetzt auf gleich, sondern das ist dann so Schritt für Schritt erfolgt, sodass die Kinder sich ganz langsam daran gewöhnen konnten und weil wir jetzt den Luxus hatten, dass wir durch unser Haus einfach genug Platz haben konnten, haben wir schon in unterschiedlichen Zimmern geschlafen und das dann auch so gemacht, dass unsere Kinder, die da teilweise noch bei uns mit dem Bett geschlafen haben, dann auch mal bei Papa oder bei Mama schlafen konnten.

00:18:55: um da schon so ein gewisses Gefühl für zu etablieren, was das denn jetzt bedeutet.

00:19:00: Wir haben da auch versucht, den Kindern deutlich zu machen, hey, es wird irgendwann eine Veränderung geben.

00:19:07: Die Kinder haben natürlich auch drum herum gefragt, was das bedeutet.

00:19:11: Und die haben dann natürlich auch ihre Situationen gehabt.

00:19:15: Das sind dann ganz viele Ängste, die mit den Kindern einhergegangen sind, mit ihrer Gefühlswelt.

00:19:23: Und da finde ich, dass das aber, das haben wir doch schon alle ziemlich gut gemacht.

00:19:31: Und auch für uns als Patchwork-Familie hat das natürlich auch was bedeutet.

00:19:35: Auch unser Patchwork-System hat sich verändert.

00:19:39: Mir persönlich ist es aber doch schon echt super wichtig, dass alle Kinder, alle Beteiligten nach wie vor als Ansprechpartner sehen dürfen und ja, dass wir einander auch positiv begegnen.

00:19:55: Das ist natürlich jetzt alles so leicht gesagt, aber das auch da.

00:19:59: Das war ultra viel Arbeit und das heißt natürlich auch nicht, dass sich das nicht nochmal verändern kann.

00:20:07: Aktuell muss ich aber wirklich sagen, dass ich mit unserem kleinen oder mittlerweile sehr großen Patchbox-System sehr, sehr zufrieden bin.

00:20:17: Ja, genau.

00:20:18: Also auf dem Weg von wir schlafen in getrennten Zimmern.

00:20:23: Und die Kinder schlafen mal bei Papa, mal bei Mama mit im Zimmer.

00:20:29: Jetzt hat der Papa eine eigene Wohnung woanders und wir sind jetzt vorerst noch im Haus, einfach damit sich nicht zu viel auf einmal verändert.

00:20:39: War es dann auch natürlich eine Reise, die bedeutet hat, dass wir Eltern lernen müssten.

00:20:48: Das ist zwar sachlich von außen betrachtet auch wieder eine ganz klare, einfache Sache.

00:20:52: Unsere emotionale Situation als Paar, müssen wir abgrenzen von der verantwortlichen Situation als Elternteil und unserem gemeinsamen Ziel und auch dem Wunsch, dieses Wechselmodell umzusetzen, abzugrenzen in Richtung okay, unsere Paar-Ebene.

00:21:18: Die ist jetzt auch noch ganz frisch die Emotion.

00:21:21: Aber die müssen wir abgrenzen von der älterlichen Ebene, von der Rolle.

00:21:26: Und das war nicht immer leicht.

00:21:30: Das war auch mit Höhen und Tiefen verbunden.

00:21:33: Aber die haben wir uns zugestanden und da muss ich auch rückblickend sagen, das hat uns total entwickeln lassen.

00:21:42: Das hat die älterliche Ebene aus meiner Perspektive total gestärkt.

00:21:48: Zu einem Wechselmodell gehört natürlich auch sehr, sehr viel Vertrauen auf der elterlichen Ebene.

00:21:54: Und aus meiner individuellen Sicht ist es auch so, dass ich mich an dem Gedanken gut festhalten konnte.

00:22:02: Es gab da jetzt natürlich ganz, ganz frisch diese Gründe, weswegen wir uns getrennt haben.

00:22:07: Klar ist da Wut, klar ist da Trauer.

00:22:11: Und da einfach auch fürs Gesamtbild, ja, ich habe die Trennung ausgesprochen, trotzdem.

00:22:19: habe ich es mir anders vorgestellt und gewünscht.

00:22:22: Und das ist jetzt natürlich auch für mich in dem Moment ein Scherbenhaufen, vor dem ich stehe.

00:22:27: Und da kommt natürlich auch noch On Top zu der eigenen chaotischen Situation, die wir erst mal sortieren müssen und gucken müssen, wie wir uns da finden und entwickeln.

00:22:39: Natürlich auch noch so das Thema, was da noch so von außen gekommen ist.

00:22:42: Und das war natürlich nicht nur Support, den man in so einer Trennung erlebt.

00:22:50: da aber wiederum an dem positiven Fest zu halten und mir persönlich hat es geholfen daran zu denken, hey und da gab es auch die wirklich guten Momente, weswegen wir ja ein gemeinsames Leben haben wollten und weswegen wir gemeinsam Eltern werden wollten.

00:23:07: Das muss man sich vorher durchaus vor Augen halten, das ist immer so leicht gesagt, aber das braucht Kapazität, unglaublich viel emotionale Verarbeitung.

00:23:19: Und das bekommen natürlich auch die Kinder mit.

00:23:22: Und drumherum muss natürlich für alle der Alltag noch in irgendeiner Form passen.

00:23:27: Ja und wie gesagt, uns war es natürlich auch wichtig, dass unsere Kinder ihre Identität abrunden, an der Stelle, dass sie nicht nur alle zwei Wochen am Wochenende bei einem von uns beiden sind und dann gar keine richtige Gelegenheit bekommen, um da anzukommen, sondern sie kommen freitags... bei einem von uns an, haben den Samstag um zu sein und müssen am Sonntag schon wieder gehen.

00:23:55: Das hat sich für uns einfach nicht richtig angefühlt.

00:23:58: Und nicht nur, dass die Kinder überhaupt gar keine richtige Gelegenheit haben, ihren ja, dann Besuchselternteil richtig kennenzulernen, sondern dieser Elternteil selbst hat ja gar keine Chance.

00:24:09: sich zu beteiligen am Leben seines Kindes.

00:24:12: Weil im Prinzip wird es ja rausgedrängt, das Elternteil, weil der Papa oder die Mama, bei dem das Kind dann zu einem größeren Anteil lebt, natürlich auch einen größeren Einblick in das Leben des Kindes hat.

00:24:25: Und da hat man halt auch einfach nicht den Anlass, sich so intensiv auszutauschen über das, was da gerade passiert.

00:24:31: Man ist ja auch viel zu sehr im Doing und beschäftigt damit all diese Sachen.

00:24:35: Ich sag mal, am Laufen zu halten, abzuwickeln, zu gucken, dass das läuft und passt fürs Kind.

00:24:40: Das ist halt dann nicht die höchste Priorität, dann parallel noch den anderen Elternteil anzurufen zu sagen.

00:24:45: Übrigens ist jetzt diese Woche dieses und jenes passiert.

00:24:48: Dann geht einfach auch so vieles unter und verschüttet und dann ist es halt auch schon passiert.

00:24:54: Das ist dann auch echt an der Stelle ein gewisser Frust, der da auf beiden Seiten aufkommt.

00:25:00: Bei dem einen, hey, ich krieg gar nichts mit.

00:25:04: Und das ... schafft halt Frust, der sich dann auf alle überträgt und auf der anderen Seite auch, ja, ich bin ja für alles allein verantwortlich.

00:25:12: Und da muss ich auch sagen, habe ich das ultra gerne auch aufgeteilt und mit abgegeben.

00:25:19: Es gibt schon naturgemäß das ein oder andere, dass ich ein bisschen mehr betreue, weil die Kinder zum Beispiel bei mir versichert sind.

00:25:28: Und da ist das Thema Organspende vielleicht so vom von der Aufbereitung her eher ein bisschen bei mir angegliedert.

00:25:38: Ich fühle mich aber trotzdem nicht alleine, weil ich da halt auch mit dem Papa intensiv drüber spreche.

00:25:46: Ich halt den Papa da auf dem Laufenden und in den Papawochen finden natürlich auch Kontrolltermine in unserem Nierenzentrum statt und dann kriege ich umgekehrt von Papa dann auch einfach erzählt.

00:26:02: was da gemacht wurde, was wurde verändert, was gab es da so generell für Rückmeldungen?

00:26:08: Und da bin ich auch schon ganz froh, dass ich mit dem Thema nicht alleine dastehe, denn das habe ich euch ja auch schon erzählt.

00:26:16: Das ist ein ultra schweres Thema, wenn man weiß, dass das Kind da halt einfach so eine blöde Situation hat, mit der es halt jeden Tag leben muss.

00:26:26: Und da hatten wir wirklich Glück im Unglück, dass wir unser Familienmodell so schon vorher gut genug für uns alle etabliert hatten, dass wir heute davon sehr stark profitieren, uns gegenseitig zu entlasten.

00:26:45: Denn ganz ehrlich gesagt gibt es da, wenn ich die Situation so anschaue, wie blöd es manchmal ist, mit welchen Einschränkungen mein Kind da leben muss.

00:27:00: Ja, nimmt mich das doch schon sehr, sehr mit.

00:27:01: Da würde ich manchmal am liebsten, wenn ich ganz, ganz ehrlich bin, schreiend weglaufen, aber natürlich nicht vor meinem Kind oder vor meinen Kindern, sondern vor dieser Krankheit, weil ich einfach denke, boah, manchmal ist es immer noch so unbegreiflich, dass so einem kleinen Menschen so was Großes passieren kann.

00:27:21: Ja, aber da möchte ich an der Stelle gar nicht so tief in dieses Thema einsteigen, sondern wir haben ja heute, genau, unser Wechselmodell.

00:27:31: Und um dann nochmal darauf zurückzukommen, da gibt es auch emotional eine unglaubliche Entlastung.

00:27:38: Und das ist ja nicht nur die Krankheit, wo man sich entlastet fühlen darf, sondern auch drumherum einfach, ja, ich weiß Bescheid, dass meine Kinder bei dem anderen Elternteil... sehr gut aufgehoben sind.

00:27:52: Das ist ja nicht nur die Krankheit, sondern auch darüber hinaus, wenn was mit uns Eltern sein sollte.

00:27:58: Da ist es doch so entlastend zu wissen, okay, wir können uns aufeinander verlassen und die Kinder sehen uns beide als vollwertige Ansprechpartner, sodass wir in einem Notfall, wenn was mit uns sein sollte, uns da auch in der Regel aufeinander verlassen können.

00:28:15: Ja, und was ihr auch... noch gerne von uns wissen wollte, war, wie wir Konflikte auf Elternebene miteinander lösen.

00:28:26: Und da habe ich eine ganz einfache Antwort für euch.

00:28:29: Und zwar haben wir da gerade keine Strategie.

00:28:32: Denn ja, das ist so ein Bereich, in dem können wir uns auf jeden Fall noch weiterentwickeln.

00:28:37: Was wir auf jeden Fall vorhaben, ist uns da einfach auch mal von außen einen Blickwinkel reinzuholen in so einer Beratungsstelle, wo wir einfach vielleicht das ein oder andere Instrument oder eine Strategie, eine Idee für einen Lösungsweg an die Hand gegeben bekommen für so Momente und Punkte, wo wir uns nicht einig sind, die Themen aber nicht einfach noch eine Weile liegen bleiben können, sondern schon auch geklärt werden müssen und eine Einigung erzielt werden muss im Sinne von wir müssen jetzt gemeinsame Entscheidungen für unsere Kinder, unser Kind treffen.

00:29:14: Da bin ich auch sehr gespannt, wie wir uns da an der Stelle auch wieder weiterentwickeln können und unsere Elternschaft stärken.

00:29:23: Genau.

00:29:24: Und jetzt nochmal zu einem ganz unromantischen Thema.

00:29:29: So als letzte Frage, die ihr hatte zum Abschluss, bevor mein Magen noch lauter knurrt und ihr mich gar nicht mehr hört vor lauter Magengeräuschen.

00:29:40: Ihr wolltet noch gerne wissen, wie schaut's denn aus mit dem Thema Finanzen?

00:29:44: Also wie regelt ihr das denn, wenn eure Kinder Kosten verursachen?

00:29:50: Und da auch vorweggenommen, ja, ich weiß, dass es da eigentlich gewisse Modelle gibt, wo man dann sagt, okay, also die Kinder sollen in beiden Haushalten beide die identischen wirtschaftlichen Voraussetzungen haben, sodass es da von der einen auf die anderen Seite möglicherweise gewisse Ausgleiche gibt finanziell.

00:30:12: Bei uns ist das einfach nicht notwendig, sodass wir gesagt haben, okay, wir machen das einfach so nach dem Kosten-Entstehungsprinzip, sodass, also ganz platt gesagt, derjenige, der was bezahlt für die Kinder, sagt dem anderen Bescheid und dann wird es halt fifty-fifty aufgeteilt.

00:30:31: Wir machen das jetzt auch nicht bei jeder Zahlung, die für die Kinder da gemacht wird, also das wäre uns jetzt viel zu stressig, sondern so ungefähr, ja, einmal Monat, da gibt es keinen festen Tag für, wird dann einfach geguckt, wer hat da jetzt mehr Geld ausgegeben und der andere gleich dann aus, also ganz einfach.

00:30:57: Und ja, das war es dann auch schon.

00:31:03: Geheim Rezept, wie ihr gehört habt, gibt es nicht für uns.

00:31:07: Ich glaube, das gibt es für niemanden.

00:31:09: Und ich glaube, als Fazit kann man auf jeden Fall mitnehmen, dass das Leben einfach ganz schön viel Flexibilität erfordert, aber auch ziemlich viel Spaß macht, wenn man offen bleibt.

00:31:22: Und vor allem auch für die Kinder.

00:31:25: Ich bin jetzt zum Essen eingeladen und weil die kalte Jahreszeit also schon wieder hier ... Am Start ist, gehe ich jetzt einfach mal ein schönes heißes Chili Konkane essen.

00:31:35: Das ist einfach so genial, dass es wieder perfektes Wetter dafür ist.

00:31:41: Im Sommer hätte ich das nicht essen können.

00:31:44: Also freue ich mich, wenn wir uns nächste Woche wieder hören und ihr wieder mit dabei seid.

00:31:49: Bis dann, ich freue mich.

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